Auch wenn Sie es vielleicht kaum bemerkt haben sollten: „Italien“ hatten wir schon immer in unserem musikalischen Gepäck, denn das Land steht klassischerweise für Romantik und Sehnsucht, zwei bestimmende Gefühlsfaktoren, die all unsere bisherigen Konzerte durchzogen haben. Sehnsucht hat mit Verlangen zu tun, mit Schmerz, aber auch mit Lust und Suche und Reise. Die Italiensehnsucht wurde vor allem in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts durch Reisen genährt, als Millionen deutscher Urlauber nach bella Italia aufbrachen. Bereits 1943 legte Rudi Schuricke mit den „Capri-Fischern“ im Reichsrundfunk einen fangsicheren Köder aus für diese unstillbare Sehnsucht der Deutschen nach Italien. Das Lied von Sonne und Süden, von Mond und Meer wirkte dabei wie eine Droge. Es ist ein seltsam romantisches Lied aus einer verklärten Ferne in einer traumhaft versponnenen Stimmung. Da geht’s um ein gefühlvolles Naturerlebnis mit Blick gen Himmel (Urerlebnis der Philosophie), gepaart mit einer zauberhaften Sternbildgläubigkeit (Nur die Sterne, sie zeigen ihnen am Firmament ihren Weg mit den Bildern, die jeder Fischer kennt). In dieser ersten Strophe erreicht die Melodie bei den Himmelskörpern ihre höchsten Töne, während im anschließenden Refrain, wo die zuhause gebliebenen Mädchen zur Treue gemahnt werden, die Dramatik wieder abflaut. Die zweite Strophe hat im Grunde die Aufgabe, die Situation der an der Küste zurückgelassenen Mädchen wieder aufzugreifen und das oben beschriebene Naturphänomen nochmals (in medianter Tonart) zu beschwören (Sieh den Lichterschein draußen auf dem Meer). Mit diesem Lied hatten der früher schon erfolgreiche Texter Ralph Maria Siegel und der ebenfalls populäre Komponist Gerhard Winkler den Zeitgeschmack des Publikums genau getroffen. Von Melodie und Mythos dieser sonnenumfluteten, von mediterranen Düften umgebenen, von Reben und Kaktusgrün überwucherten Mittelmeerinsel lassen wir uns gern umfangen und inspirieren. Haben dort nicht schon die Sirenen ihre Weisen angestimmt, um den irrfahrenden Odysseus anzulocken?
„Ja, italienisch klingt so wunderbar“, dieses bilingual-witzige Lied, das die Viel-Harmoniker 1976 herausbrachten, wird ebenfalls wieder in unserem Programm zu hören sein und auch der „Chianti-Wein“ (ebenfalls aus der Feder von Siegel und Winkler) darf nicht fehlen.
Wenn man ihn beschreiben wollte, dann fallen einem sein ausgeprägter Macho-Charme, sein markantes Gebiss, die strähnigen Haare und die knarzige Stimme als die Markenzeichen des Mannes ein, der seit Jahrzehnten zu den berühmtesten Sängern Italiens gehört. 1968 hat Adriano Celentano „Azzurro“ aufgenommen. Wir werden es wohl auf Deutsch singen.
Ein klassisches Stück soll auch wieder dabei sein. Wir haben uns für „La donna é mobile“ („Ach, wie so trügerisch“) aus Verdis „Rigoletto“ entschieden. Neu ist auch ein stimmungsvolles italienisches Potpourri bekannter moderner Melodien.
Am Ende noch der Hinweis auf ein Genre, dessen Filme hauptsächlich in der 60er und 70er Jahren in Italien produziert wurden. Sie sollten anklagend, aufrüttelnd und zivilisationskritisch wirken. Urtypus dieses Genres war der Film Mondo Cane (1962); daraus haben wir das berühmte „Ti guarderò nel cuore“ vorbereitet.
Vielleicht noch ein Ritt in den Wilden Westen des Italo-Westerns. Ennio Morricones klagende Mundharmonika in Sergio Leones Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“ geht noch immer durch Mark und Bein.
Sie spüren vielleicht, das Thema „Italien“ macht uns großen Spaß und den möchten wir gern mit Ihnen teilen: Kommen Sie mit nach Spelle am 13. März 2020, nach Freren am 8. Mai und später nach Handrup.
Johannes Leifeld