La Mer – Schwere See und Leichtmatrosen

Als Charles Trenet, wie es heißt, im Sommer 1943 zusammen mit zwei befreundeten Musikern an der französischen Riviera entlangfuhr, entstand „La mer“: Beim Anblick des Meeres summte er zu einem eigenen Jugendgedicht eine Melodie, die der Pianist der Gruppe spontan festhielt und später leicht überarbeitete. Längst sind diese Anfänge zum Mythos um ein berühmtes Chanson geworden, das nicht von den Schrecken des Meeres berichtet, sondern von seinem Zauber, vom Tanz der Wellen, vom silbernen Glanz und den schillernden Lichtreflexen mit engelgleichen Schaumkronen und dem hohen Himmel – wie ein Liebeslied –, gesungen in jenem Ton melancholisch abgedunkelter Glückseligkeit, mit dem es schließlich die ganze Welt verzaubert hat. Fasziniert von diesem hoch lyrischen Text in Kombination mit einer teils sich zurücknehmenden, teils Fahrt und Dynamik aufnehmenden Melodie („Voyez“), begaben wir uns doppelt – französisch und in englischer Version – aufs weite Meer hinaus, das nicht nur funkelt im Glanz der Nacht, das sich auch stürmisch bewegt zeigt und als Abenteuer bestanden sein will („Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“). Ob es nun um die „Liebe der Matrosen“, um den Abschied („Santiano“, „Lebe wohl, gute Reise“, „Ich fahr dahin“) oder um das Reisefieber („Aloha heja he“) geht, stets zeigt sich das Meer als Seelen – und Sehnsuchtslandschaft („Seemann, lass das Träumen“), als Verlockung der Ferne, zum Ankerlichten („Anchors aweigh“) und zum Segelsetzen („Das ist die Liebe der Matrosen“), zu großer Fahrt in große Gefilde, zum Beispiel nach Ägypten, das schon immer als geheimnisvolles Traumland sagenhafter Möglichkeiten galt, schrecklich und schön zugleich. Diesem musikalischen Reiseziel, dem Land am Nil, speziell der „Bar zum Krokodil“, die schon die Comedian Harmonists in einem für sie typischen ironisch-unbekümmerten Ton gefeiert haben, galt auch unsere Aufwartung. Wie sich ein „Mann aus Alemannia“ fühlen muss, der dort auf keinen Fall erkannt werden möchte, aber dann doch aufgrund typischer Verhaltensmuster als deutscher Urlauber treffsicher identifiziert wird, das haben wir nach Reinhard Mey besungen und anschaulich humorvoll gespielt (Franz–Josef Hanneken).

So mischten sich Schweres und Leichtes in der musikalisch-literarischen Seefahrt: Das unterschiedliche Paar in der „Romanze“ der „Wise Guys“, das „schweigend beieinander auf das weite Meer hinausblickt“ und doch nicht zueinander finden kann, weil für „ihn“ der betörende Duft von Rosen lediglich aus einer molekularen Pheromonverbindung besteht (B. Hüer); oder die besonderen Schwierigkeiten, auf Deck einen Liegestuhl sachgemäß aufzustellen, auf herrlich umständlich-komische Weise in einem witzigen Sketch von Franz–Josef Hanneken aufgezeigt; oder der Dialog zwischen Captain John Silver und Jim Hawkins aus Stevensons „Schatzinsel“ (J. Leifeld und F. Schönefeld). Nicht fehlen durfte am Ende der originär–kirchentonartig klingende Klassiker „What shall we do with the drunken sailer“, und ganz zum Schluss und Abschied gab es „Weiße Rosen aus Athen“.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass unser eigenes Bühnenformat, das besondere Gefüge aus Lied und Text und Bild und Sketch den Geschmack des begeisterten Publikums in der voll besetzten Aula des Gymnasiums getroffen hat.

Johannes Leifeld

Franz-Josef Hanneken (Text) / Benno Hüer (Musik)
Klappstuhl

Prüfen Sie zunächst einmal den Inhalt dieser Kiste.
Dazu zählen Sie die Teile von der ersten Liste.
In der zweiten Liste finden Sie, was Sie noch brauchen.
Obacht! Denn beim Heben könnten Sie sich leicht verstauchen.

Für den Fall, dass man werksseitig alles schon montierte,
Lesen Sie nicht diese Seite, sondern erst die vierte.
Dort selbst finden sich dann Bilder, welche demonstrieren,
Wie mit wenig’ Griffen alle Teile funktionieren.

Lassen Sie sich nicht beirren
Durch das Publikum!
Wenn die Dinge auch verwirren:
Gar nicht kümmern drum!

Achtung! Denn für die Errichtung braucht es größ’re Fläche;
Und man stelle sicher, dass man nicht die Nachbarn steche
Mit den auskragenden Streben oder loser Stütze.
Meiden Sie auch Scharfes, dass das Spanntuch nicht aufschlitze.

Günst’gen Falles braucht es zwei, drei Meter im Quadrate,
Außer nur, es handelt sich um das Modell „Renate“.
Die Bezeichnung findet sich gewöhnlich hinten neben
Der Bespannung unten und den längsseitigen Streben.

Lassen Sie sich nicht verwirren
Durch das Publikum.
Auch wenn die Ratschläge schwirren:
Meistens sind sie dumm.

Rufen Sie den Kundendienst, wenn Sie’s nicht genau wissen,
Zumal beim Modell „Ernst-August“ and‘re helfen müssen.
Werkzeug, wie den Schraubenzieher oder eine Zwinge,
Brauchen Sie gegeb’nenfalls nur für die Lagerringe.
Halten Sie auch vorsichtshalber griffbereit für später
Einen Kreuzschlitzschraubendreher, sieben Millimeter;
Außer in den stufenlos verstellbar’n Versionen;
Sichern Sie in diesem Fall, dass Sie den Boden schonen.

Lassen Sie sich nicht belachen
Durch das Publikum!
Sollten Sie gar Spott entfachen,
Bleib’n S’e einfach stumm!

Schützen Sie am besten auch die Zehen oder Finger;
Nur der Klemmschutz von „Ernst-August“ macht’s Problem geringer.
Prüfen Sie am Typenschild – es klebt an den Holmstreben –
Wie viel’ Positionen sich für Ihr Modell ergeben.

Lassen Sie den Klappstuhl bitte niemals ohne Aufsicht!
Trauen Sie den and‘ren nie und vertrau‘n sie darauf nicht,
Dass man Ihnen wohl will; Vandalismus, Schadenfreude
Trifft man draußen und im Freien und vor dem Gebäude.

Lassen Sie sich nicht ablenken;
Bald sind Sie am Ziel!
Alle Obacht ist zu schenken
Nur dem Klappgestühl!

Kommen wir sogleich zum Aufbau in nur sieben Schritten:
Fassen Sie dazu zunächst die Liege in der Mitten,
An den Lehnen rechts und links vom abgelegten Laken;
Und mit Ihren Händen bilden Sie dann einen Haken.

Ziehen Sie an beiden Lehnen zweitens nun empor.
Warten Sie, bis hinten eine Wippe kommt hervor.
Mit der rechten Hand wird nun die Wippe arretiert
Und dabei der Rahmen mit dem Fuß stabilisiert.

Obacht, denn Sie könnten sich hier Ihre Hand einklemmen!
Meiden Sie, in Gegenrichtung mit Gewicht zu stemmen,
Denn die Klappscharniere brauchen seitwärts etwas Spiel;
Daumenbreite ist hier richtig, handbreit wär’ zu viel.

Schauen Sie nun drittens: Auf dem Holm sind ausgespart
Vierzehn Kerben, worin später passgenau verharrt
Jenes Stützwerk, das var(i)abel dem Gebälk aufruht,
links und rechts sind beide wichtig, erst so wird es gut.
Viertens, nun wird’s etwas heikel, geht’s um das Gewebe:
A) korrekten Sitz beachten der Gewebestrebe,
B) die Strebe innen liegend, außen nur befühlen,
Nur damit Sie C) genügend Spannkraft dann erzielen.

Achten Sie hier auf den Namen, der im Klappsaum steht:
Bei „Ernst-August“ und „Renate“ ist er eingenäht.
Der Bezug „Algarve“ ist am unt’ren Rand geklebt.
Der karierte „Hohenzollern“ bündig eingewebt.

Nur der klein karierte „Thurn und Taxis“ ist gepfalzt,
Kopfseitig ist zusätzlich – ein Drahtstift eingewalzt.
Sollten Sie empfindlich auf das Polyäthylen
Reagieren, geht es weiter unter Absatz zehn.

Andernfalls wir fünftens nun die Liege voll entfaltet,
Was sich mit nur wenig Aufwand kinderleicht gestaltet.
Dazu fügen Sie die nummerierten Komponenten
In die analog gezählten semi-kohärenten

Ausgesparten Scharten, welche ungeölt einklinken
Und als breite Bodenkufen nicht so rasch einsinken,
Wenn der Boden Sand und Kies ist oder aber Schotter,
Außer beim Modell „Renate“ oder „Globetrotter“.

Dafür darf mit „Globetrotter“ man nun überspringen
Nummer sechs, da geht es nämlich und vor allen Dingen
Um die Flügelschrauben mit den angeschweißten Ringen.
Diese darf man nämlich nicht mit zu viel Kraft anbringen.

Alle anderen Modelle haben Inbusschrauben.
Die mit Senkkopf sind für innen, außen gibt es Hauben.
Und der vordere Pilaster hält mit je zwei Pfropfen,
Welche Sie behutsam in die Dübelfräsung stopfen.

Siebtens, fast am Ende, beinah fertig ohne Frage,
Suchen Sie sich im Gelände eine gute Lage,
Nicht zu sonnig, nicht zu schattig, starker Wind ist peinlich,
Waagerechter Grund ist wichtig, meistens augenscheinlich.

Lassen Sie sich nicht beirren
Durch das Publikum!
Wenn die Dinge auch verwirren:
Gar nicht kümmern drum!

Lesen Sie das Kleingedruckte, wenn Sie’s hierher schafften;
Dort finden Sie aufgelistet, wofür wir nicht haften:
Schnee und Sturm und Blitz und Beben oder Meteoriten,
Überschwemmung oder Eisfall oder auch Termiten.

Diebstahl, Vandalismus wurden oben schon behandelt
Oder spitze Gegenstände, womit wird verschandelt
Unser Stuhl, zu dessen Kauf  – wir Ihnen gratulieren.
Bei Problemen sollten Sie es noch einmal probieren.